Sanierung und Wettbewerb „Grabeskirche“ in der Pfarrkirche St. Josef, Viersen (2010)

Die Pfarr­kirche St. Joseph in Viersen wurde von unserem Büro seit 2002 durch Befahrungen aller Außenbereiche dokumentiert und der notwendige Sanierungsaufwand geschätzt. Neben der Außenhülle wurde auch der Innen­raum vom Boden aus untersucht und der Sanierungsaufwand für die wichtigsten Schäden im Innen­raum geschätzt.

Hierzu zählen die Sanierung des Querschifffensters Südseite, die Sanierung von 18 der insgesamt 20 Obergadenfenstern und der damit verbundene An­strich von Gewölben und Wänden.

Mit dem überarbeiteten Sanierungskonzept wurde der umfassende Sanierungsbedarf der Pfarr­kirche ermittelt. Um im Bereich der Gewölbe nähere Informationen zum Zustand der Rippen und dem Ausmaß der Gewölberisse zu erlangen, wurde ein umfassendes Fotokataster der Gewölbezonen erstellt, welches auch in Zukunft als Bewertungsgrundlage für mögliche Veränderungen im Rissbild dient.

Eine Befahrung des Innen­raumes mit einem Steiger wurde aufgrund der Raumhöhe von fast 22m, der Bodenbeschaffenheit der Mettlacher Bodenplatten und aufgrund der schwierigen Zugänglichkeit der Kirche sicherheitshalber nicht durchgeführt. Stattdessen wurde im südlichen Querschiff ein Untersuchungsgerüst aufgestellt, von dem aus partiell der Zustand der Gewölbe und Rippen aus der Nähe beurteilt werden konnten.

Schon in den vorausgehenden Untersuchungen wurden neben den Schadensbildern am Querschiff Süd und in den Obergadenzonen auch im Innen­raum der Pfarr­kirche z.T. kräftige Risszonen in den Scheiteln der Gewölbekappen festgestellt. Der Kirchenbau weißt in den gesamten Gewölbezonen von Hauptschiff und Seitenschiffen mehr oder weniger auffällige Rissbilder auf. Dies gilt weniger für den Chorbereich. Die steinerne Orgelbühne weißt im Brüstungsbereich deutliche vertikale Abrisse auf.

In Zusammenarbeit mit dem Statikbüro Walraffen aus Heinsberg wurden die Risse näher untersucht und über das Fotokataster vollflächig erfasst. Die Risse in den Gewölben haben voraussichtlich Ihre Ursache darin, dass die Widerlager und damit die Äusseren Strebepfeiler des Hauptschiffes nachgeben und es dadurch zu Abrissen im Scheitel der Gewölbekappen und zu diversen Rissen in den Seitenschiffgewölben kommt. Insbesondere sind einige Rippen, wie das gesamte Gefüge in Be­wegung geraten. Hierdurch wird ein Abriss an den Rippenansätzen sichtbar. Die Rippen selbst scheinen nach direkter Untersuchung vom Punktgerüst aus kraftschlüssig verbunden zu sein.
Da das statische System der Gewölbe sich durch die Gewölberisse verlagert hat, müssen diese durch Vergießen kraftschlüssig geschlossen werden, Rippen ggf. teilweise in den Stoßfugen mit Bleiwolle verstemmt werden.
Es ist mit einem Sanierungsbedarf von insgesamt ca. 1.130.000,00 EUR für die beschriebene Sanierung zu rechnen.
Nach der vollendenten Sanierung wurde das Kirchengebäude nach Entwürfen von Hahn Helten Architekten aus Aachen zur Grabeskirche umgenutzt.

Entwurf: Gregor Dewey mit Jürgen Drewer