Umnutzung der Heilig Geist Kapelle zur Buchhandlung „Choros“, Kempen (2005)

Die 1421 in Kempen erbaute Heilig-Geist-Kapelle hat in ihrem über 580-jährigen Bestehen eine wechselvolle Geschichte erlebt. Als sakraler Raum des örtlichen Hospitals in Form eines einschiffigen Hallenbaus errichtet, diente die Kapelle schon in der napoleonischen Zeit als Lager und Pferdestall, im 20. Jahrhundert als Restaurant und als Frisörsalon, ehe sie ab 1990 wieder ihrer ursprünglichen sakralen Funktion zugewiesen wurde. Jedoch fehlten der Kath. Kirchengemeinde die finanziellen Mittel, um die Kapelle adäquat nutzen und unterhalten zu können. In der Choros Dienstleistungen für Religion GmbH fand die Gemeinde einen geeigneten Nutzer. Um die Nutzung einer christlichen Buchhandlung in das historische Gebäude zu integrieren, entwickelten wir ein Konzept, bei dem die gotische Bausubstanz unangetastet bleibt.
Der Einbau besteht aus einer nach Osten, im polygonalen Teil des Raumes offenen, freistehenden, zweigeschossigen Regalkon­struktion aus Birken-Multiplexplatten. Über eine geradläufige Treppe wird eine U-förmige Büchergalerie erschlossen. Wie in der gotischen Raumwahrnehmung bleibt die Öffnung zum Chor und ins Gewölbe dominierend. Die kubische, in massiven Holzplatten ausgeführte, selbsttragende Kon­struktion verschont nicht nur Wände, Boden, Fenster und Decke vor Eingriffen, sie erreicht auch durch ihre Klarheit ein gewolltes Understatement als Anerkennung des luziden gotischen Raumes. Der frühere Altarraum bleibt grundsätzlich frei und bietet Raum für Lesungen und Musikdarbietungen. Die Galerie, gesichert mit einem transparenten Geländer, weicht an die Aussenwände zurück und reicht nur bis zur halben Raumhöhe, wo sich durch die Kapitelle eine Zäsur harmonisch ergibt. (Textauszüge: H. Wieckhorst / G. Vogler)

Projektleitung: Gregor Dewey