Der Innenraum der neugotischen Pfarrkirche St. Katharina in Willich (2012)

Der Innen­raum der neugotischen Pfarr­kirche St. Katharina in Willich wurde im Jahre 2011umfassend saniert und erhielt eine zurückhaltende neue Farbfassung. Der in vollem Umfang noch erhaltene und in der Maßnahme restaurierte Boden aus ornamentalen Mettlacher Platten prägt in seiner Lebhaftigkeit den Raum.

Der Zelebrationsaltar befand sich bis zur Sanierung auf dem vierstufigen Chorpodest in unmittelbarer Nähe zum Hochaltar mit Distanz zur Gemeinde. Dieser Zwischenraum wurde bisher mit zusätzlichen Bänken auf den Steinflächen der Vierung überbrückt.Die Notwendigkeit einer deutlichen Ortung von Altar und Ambo im Kirchenraum wurde schon vor der erfolgten Innensanierung erkannt, thematisiert und über einen längeren Zeitraum mit Provisorien erarbeitet.

Losgelöst von der Dominanz des Ornamentbodens legt sich die neue Steinfläche als verbindendes, ruhendes Element zwischen Chorraum und Gemeinde und schafft die Basis für die Ortung von Altar und Ambo.

Fugenschnitte teilen die Fläche in einzigartige Steinformate und verbinden Altar und Ambo mit dem umgebenden Raum wie auch miteinander. Die aus der Raumachse versetzte Fuge findet ihre Fortführung im Altarblock und deutet die Kraft der Mensa an.Das im Wesen bodennahe, schwere Material des Belgischen Granits berührt durch eine Fuge getrennt, scheinbar ohne jede Schwere den filigranen Ornamentboden und verleiht der neuen Fläche eine selbstbewusste Leichtigkeit. Dies wird noch durch den belassenen Sägeschnitt der Steinoberflächen unterstützt.

Der sichtbare Prozess des trocken versetzten Einbaus der Steinelemente, trägt nicht nur dem Gedanken der Reversibilität Rechnung, es zollt auch Respekt vor dem bestehenden Raum und seiner Ausstattung, die durch die neuen, kontemplativen Einbauten in ihrer eigenen Wirkung eine deutliche Verstärkung erfährt.

Deutlich eingeschnittene Zeichnungen an der Oberfläche des Altarblocks, geben den Blick frei in die Tiefe des Materials und damit auch in die Tiefe seiner Bedeutung. Nicht als Spuren einer Verletzung zu verstehen, entfaltet der Stein über diese Linien seine Energie in den Raum hinein.

Der Ambo als Ort der Verkündigung streckt sich weit in den Kirchenraum hinein, entzieht sich der Mitte und gibt den Blick frei auf den Altar, trennt die Stufenlinie und öffnet sich damit hin zur Gemeinde.

Dort wo der Mensch sich hält und ruht, Ambo und Sedilien, sind diese Elemente in hellem Eichenholz und Filzmaterial gefertigt. Der neue Osterleuchter findet seine klare Ortung an der Raumachse im Mittelgang und vor der Taufkapelle.

Die neuen steinernen Einbauten des Liturgieraumes ermöglichen dem Kirchenbesucher eine Konzentration auf das Wesentliche und verleihen dem Chorraum eine neue Ordnung und Stille. Die neue Nähe zur Gemeinde geht einher mit einer respektvollen Distanz zu Hochaltar und Chorgestühl.

Projektleitung: Gregor Dewey

Entwurf in Zusammenarbeit mit Jürgen Drewer, Kunst am Bau, www.drewer.de

Künstlerische Ausarbeitung: Jürgen Drewer, Kunst am Bau, www.drewer.de

Ausführung Natursteinelemente: Fa. Schwartzenberg, Aachen, www.3s-restaurierung.de

Entwurf und Ausführung Beleuchtung: stglicht GmbH, Krefeld, www.stg-krefeld.de

Veröffentlichungen:
Stein – Ausgabe S12/2013