Die neue Wegekapelle St. Mariä Rosenkranz: Erinnerung und Hoffnung (2016)

Im Zuge Um­struk­turierungs­maßnahmen des Bistums Aachen wurde 2015 die Filialkirche St. Mariae Rosenkranz aufgegeben und veräußert.

Nach dem Verkauf des kircheneigenen Grundstücks, des Kirchengebäudes und des ehemaligen Pfarrhauses, wurde über eine Erbpacht der Kirchengemeinde St. Katharina Willich direkt an der Krefelder Straße ein kleines Grundstück überlassen, auf dem nun eine kleine Wegekapelle errichtet wurde, die die lebensgroße Marienfigur aus der ehemaligen Pfarr­kirche aufnimmt.

Nach ersten Überlegungen der Kirchengemeinde, dort für die Marienfigur einen offenen Bilderstock aufzubauen, konnten der Architekt und der Künstler die Gemeinde davon überzeugen, an diesem unruhigen, verkehrsreichen und lauten Ort an der A44, einen kleinen, aber geschlossenen und geschützten Raum in Form einer Wegekapelle zu reali­sieren.

Es ist ein Ort der Erinnerung entstanden, der Anbetung, der Kontemplation und der Wahrnehmung, nicht nur für die Gläubigen, sondern an diesem prägnanten Ort Tag und Nacht auch ein Zeichen für die im Alltag vorbei­strömenden Menschen. Ein Ort, an dem auch ein hier täglich entlang kommender Autofahrer irgendwann einmal anhält und für ein paar Minuten innenhält.

Das Erscheinungsbild der kleinen Kapelle orientiert sich an der wiedererkennbaren, archaischen Grundform einer Behausung oder einer Schutzhütte aus Wänden und Dach, diese jedoch wie gegossen aus einem Material, ein Monolith, geschnitten aus vulkanischem Trachyt, ohne Vor- und Rücksprünge.

Die Wegekapelle mit Außenmaßen von 2,50m x 5,00m, eine Traufhöhe von 2,50m und eine Firsthöhe von 4,50m wurde aus großformatigen, 25cm starken, vorgefertigten Natursteinelementen vor Ort errichtet.

Über eine Glasfuge im Dach strömt das Tageslicht hinter der Marienfigur, die durch eine vergoldete Wandskulptur optisch gehalten wird, die Giebelwand herab. Das horizontale Glasband der Kerzenbank, eine Glasfuge mit Blick auf die Marienfigur und der geschützte Zugang führen weiteres Licht in den Kapellenraum.

Das Fensterband und die Eingangstüre sind partiell mit einer zurückhaltenden Schwarzlotmalerei versehen, die den Besuchern die nötige Intimität einer Andacht bietet.

Neben der Wegekapelle wurde im Bereich des eingeschobenen Zugangs eine einzelne Glocke aus der alten Kirche in eine Steele aus Cortenstahl eingebaut.

Die Wegekapelle nimmt ausschließlich die Marienfigur auf und bietet entlang des Fensterbandes zur Straße eine Fläche für Opferkerzen an, die am Abend weit sichtbar sind.

Unterhalb der neuen Bodenplatte der Kapelle ruht die Mensa des ehemaligen Altars der Kirche. Die Grundsteine aus der ehemaligen Pfarr­kirche St. Mariä Rosenkranz haben einen neuen Platz unter dem Figurensockel erhalten.

Eine Hainbuchenhecke und ein Ginko Baum fassen den neuen Kapellenort zwischen Krefelder Straße und ehemaliger Pfarr­kirche. In naher Zukunft ist mit dem endgültigen Abriss der Kirche und des Pfarrhauses zu rechnen.

Nach der erfolgten Weihe wird die Wegekapelle ehrenamtlich von Gemeindeangehörigen betreut und die täglichen Öffnungszeiten organisiert. Die Akzeptanz innerhalb der Gemeinde wird getragen von der Dankbarkeit und der Erkenntnis, dass diese kleine Kapelle nach dem Verlust der Pfarr­kirche zumindest den Verlust des Ortes verhindern konnte.

Standort: Krefelder Straße 324 | 47877 Willich

Öffnungszeiten: täglich 11:00 bis 16:00

architektonisches + künstlerisches Gesamtkonzept:

Gregor Dewey dbap architekten

Jürgen Drewer | Kunst am Bau | www.drewer.de

Ausführung Künstlerische Verglasung: Jürgen Drewer mit Glasmalerei Hein Derix, Kevelaer, www.derix-kevelaer.de

Ausführung Natursteinelemente: Fa. Schwartzenberg, Aachen, www.3s-restaurierung.de

Veröffentlichungen:

Kunst und Kirche – Ausgabe 01/2020
Das Münster – Ausgabe 2/2017
Stein – Ausgabe S07/2017

Auszeichnungen:
3. Preis und Publikumspreis beim Award geplant + ausgeführt 2018 auf der Internationalen Handwerksmesse München 2018

Ergebnisse geplant + ausgeführt 2018 auf competitionline.com

Artikel zur Preisverleihung – DeutscheHandwerksZeitung – 09.03.2018