Sanierung und Umgestaltung der Pfarrkirche Dreikönige, Neuss (2021)

Der kreuzförmige Bau mit polygonalem Chorschluss und Turm auf der Südostseite wurde in den Jahren 1909-11 vom Architekten E. Endler aus Köln errichtet. Die Kirche ist im Inneren Neugotisch geprägt mit Fenstern, welche dem Expressionismus bzw. Jugendstil zuzuordnen sind und einer Westfassade im Stil der Neurenaissance.

Die unter Denkmalschutz stehende Kirche stand besonders im Jahr 2019 im Mittelpunkt, da sich der Einbau der durch Jan Thorn Prikker gestalteten Fenster zum 100. Mal jährte. Die Stadt Neuss hat das große Glück, ein vollständiges Ensemble von durch Prikker gestalteten Fenstern (1911, 1927) mit der seinerzeit um­strittenen revolutionären Bildsprache des Künstlers zu beherbergen. Aus diesem Anlass befasste sich das Neusser Clemens-Sels-Museum in einer Sonderausstellung mit drei Künstlerpersönlichkeiten der Moderne aus der Region. (Johan Thorn Prikker, Heinrich Campendonk und Heinrich Nauen) Die figürlichen Fenster in Chor und Querschiff hat Jan Thorn Prikker 1911 entworfen, aber erst 1919 eingebaut. Sie sind in Form und Farbe durch Jugendstil und frühen Expressionismus geprägt und stellen einen Höhepunkt der Kirchenglasmalerei dar. – Die geo­me­trischen Symbolfenster, 1927/29 ebenfalls von Prikker gefertigt, dokumentieren die Entwicklung des Künstlers innerhalb dieser fast 20 Jahre zum Ab­strakten hin.

Durch die, von außen vorgesetzten, Polycarbonat-Platten (Makrolon) wird die wertvolle Verglasung zwar zurzeit noch geschützt, sie wird auf Grund der milchig-gelben Verfärbung der Platten jedoch von außen nicht mehr wahrgenommen und die farbige Leuchtkraft der Fenster im Inneren deutlich reduziert. Polycarbonat ist nur in Verbindung mit einer UV-beständigen Beschichtung im Außenbereich sinnvoll einsetzbar, da es ohne Schutzbeschichtung zu Brüchen und Umlagerungen im Polymermolekül kommt, die das Material mit der Zeit verspröden und vergilben lassen. Der Fensterschutz drängt sich bei der Betrachtung der Fassade zurzeit so stark in den Vordergrund, dass die Natursteinfassade nur noch als homogene Fläche wahrgenommen wird und die Unterteilung/Strukturierung durch die Fensteröffnungen nahezu gar nicht mehr wahrgenommen wird. Daher ist es zwingend angezeigt in diesem Bereich eine Schutzverglasung aus VSG Goetheglas einzusetzen, um der Fassade und den Fenstern ihre ihnen zugedachte Erscheinung dauerhaft zurückzugeben.

Bemerkenswert in der Kirche sind neben den Fenstern insbesondere die Gewölbe. Nach der Kriegszerstörung von Teilen der Kirche, haben (ab 1945) Dominikus und Gottfried Böhm neben der Gestaltung des Innen­raums über dem Chor und dem Hauptschiff eine Decke als hängende Gewölbekon­struktion konzipiert. 1961 wurde diese Decke durch Gerhard Kadow mit einer netzartigen ornamentalen Bemalung mit Metallfarben in Gold, Silber und Grauabstufungen gefasst.

Die Decken werden nach Vorgaben der Denkmalpflege von Ruß und Schmutz gereinigt und ggf. danach retuschiert oder neugefasst werden.

Tabernakel (D. Böhm), Kreuzgruppe (H. Dinnendahl), Madonnen- und Herz-Jesu-Figur (Ruth Schaumann) stellen charakteristische Beispiele der Kirchenkunst der dreißiger und vierziger Jahre unseres Jh. dar. Das älteste Kunstwerk, ein Lindenholzrelief der Hl. Drei Könige, stammt aus der Spätgotik. Im Zuge der Sanierung haben wir, ohne die grundlegende liturgische Anordnung von Altar und Kanzel von Dominikus und Gottfried Böhm zu verändern, Ambo und Taufe im Raum neu verortet. Durch eine Reduzierung der uneinheitlichen Ausstattungen und neuen, sich zurücknehmenden Elementen, erfährt der Raum eine deutliche Beruhigung, die aufgrund der vorhandenen und dominaten Gewölbeausmalung auch erforderlich war. Der Eingangsbereich der Kirche erhielt einen neuen, raumbildende Glasabtrennung, die ein Verweilen der Gemeinde nach dem Gottesdienst innerhalb des Kirchengebäudes ermöglicht. Die Verglasung wird künstlerisch bearbeitet und wird in 2022 voraussichtlich als Abschluss der Maßnahme eingebaut.

Projektleitung: Ludger Heubes + Gregor Dewey